Manuel Gorkiewicz
Opening: 13. September 2013, 7pm
September - November 2013
Text zur Ausstellung
Manuel Gorkiewicz Transformation der Wirklichkeit
In der Ausstellung in der Galerie Widauer zeigt Manuel Gorkiewicz neue Werke. Es ist eine Serie von Bildobjekten, in denen der Künstler Ausschnitte der Wirklichkeit mit bildimmanenten Konzepten verbindet. Ausgangspunkt der Werke sind zumeist Fotos, aufgenommen mit dem Handy, gleichsam fotografische Gedankenskizzen. Es geht ihm um reale Situationen und Kontexte, in denen künstlerisch relevante Aspekte sichtbar werden: Aufgelassene Geschäftslokale, verlassene Schaufenster, Baustellen, Einblicke in Fenster, längst vergessenes Baumaterial, kaputte Jalousien, Farbreste, die an Glasscheiben herunterrinnen, Packpapier, mit dem notdürftig Fenster verhängt wurden, Kabelreste, alte Armaturen, all dies kann die Aufmerksamkeit des Künstlers wecken. Er macht Momentaufnahmen mit dem Handy und setzt diese situativ unwiederbringlichen Momente in Bildobjekte um. Die Bildkomposition wird von der realen Situation vorgegeben. Entscheidend ist die Transformation dieser nur scheinbar banalen Wirklichkeit. So werden unauffällige graue Kabel zu zeichenhaften Figurationen auf einer geometrisch in Schwarz-Weiß geteilten Bildfläche. Die Armaturen kontrastieren in ihrer von der ursprünglichen Funktionalität losgelösten Präsenz mit zwei kleinen gestischen Bildtafeln. Die Jalousie changiert in ihren feinen Grau-Weiß Abstufungen zwischen Abstraktion und einer vor allem auch durch die sichtbare Verletztheit des Gegenstandes suggerierten Wirklichkeit.
Gorkiewicz thematisiert in seinen Werken die Hintergründigkeit des Gegenständlichen durch objekthafte Isolation einerseits und die künstlerische Transformation einer einst wahrgenommenen Realität andererseits. Dazu kommt das Geheimnisvolle des Gegenständlichen an sich. Die Physiognomie der Gegenstände, die Disparatheit des Gegenständlichen sowie die durch die Wirklichkeit bestimmte Farbigkeit des Objekte verleihen Gorkiewiczs Werken etwas zugleich Vertrautes und Wehmütiges.
Dies wird vor allem auch in den kurzen Videosequenzen deutlich. Es sind flüchtige Augenblicke, die der Künstler hier festhält. In der Überhöhung durch den Blick des Künstlers wird die Abgründigkeit des Realen sichtbar: Eine eigenartig präsente Figur im Schaufenster eines Friseursalons scheint dem geschäftigen Treiben auf der Straße im Hintergrund gleichsam entrückt, wie eine Erinnerung eines vergangenen und unwiederholbaren Augenblicks schwebt der Kussmund am Fenster unverrückbar vor einem sich durch die Bewegung der Straßenbahn ständig verändernden Hintergrund.
Gorkiewicz vermittelt auf subtile Weise jenes geheimnisvolle Wechselspiel zwischen Wirklichkeit und Inszenierung, er irritiert den Betrachter mit unterschiedlichen Blickwinkeln und Situationen. Der Kontext und der Ausschnitt der Wirklichkeit bestimmen unsere Wahrnehmung, wobei der besondere Reiz in der Durchdringung der verschiedenen Bild-und Wirklichkeitsebenen liegt.
Gaby Gappmayr, 2013