Georg Herold
one caviar paintings
Opening: 13. October 2006, 7pm
October - November 2006
Text zur Ausstellung
Georg Herold Kosmischer Kaviar
one caviar paintings ist der Titel der für diese Ausstellung konzipierten Bilder von Georg Herold. Der Kaviar ist gleichsam schillerndes Leitmotiv einer Reise durch den Kosmos. Er führt in urzeitlich anmutende kosmische Abgründe, forgotten planet, ist gleichzeitig Zeuge eruptiver Ausbrüche, Peng Peng, ist verschwindend winziges planetarisches Partikel in der unendlichen Weite des Raumes, Merkur, Mars, Mond oder auch Fixpunkt räumlicher Beziehungen, wie etwa in den Bildern depart oder approach.
Georg Herolds künstlerisches Konzept wird bestimmt durch den vom Künstler subtil gesetzten Bezug zwischen Bild und Sprache, zwischen außersprachlichem Gegenstand und der subversiven Kraft des Wortes. Assoziativ, aber zugleich mit der Schärfe heterogener, disparater Zeichensysteme, schafft Herold ein komplexes Werk, das den Betrachter mit einem Geflecht möglicher Bedeutungen konfrontiert. Der Kaviar ist hier Symbol, Zeichen, aber eben auch formales Element. Verschiedene Sinnebenen durchdringen sich. Der gereinigte und gesalzene Rogen unterschiedlicher Stör-Arten, die vor allem im Schwarzen Meer, dem Asowschen Meer und dem Kaspischen Meer gefangen werden, ist als „Schwarzes Gold“ zum Inbegriff luxuriösen Lebensstils geworden. In Herolds Bildern ist er nicht nur Arbeitsmaterial des Künstlers, wie die Acrylfarbe oder die Leinwand, er ist zudem winzig, kaum sichtbar, wie ein Staubpartikel in den unergründlichen Tiefen des Kosmos.
Wie die Erde und die anderen Planeten löst sich angesichts der Unermesslichkeit des Raumes alles andere fast auf, verschwindet im Nichts. Auf ironische und zugleich bittere Weise stellt der Künstler Partikel des Irdischen dem Abgründigen des Universums entgegen. In der unendlichen grauen Masse einer unbestimmten Wirklichkeit scheint das schwarze Kaviarkügelchen unterzugehen. Der melancholisch philosophische Titel dieses Bildes once upon a time ist als Reminiszenz an ferne Märchenwelten zugleich ein Blick in eine nur erahnbare kosmische Vergangenheit.
Die Konstruktivität der Bilder, Flächenteilungen in Schwarz-Weiss, monochrome Grauflächen und Silber-Weiss Konstellationen, wird durch die inhaltliche Vielschichtigkeit des Material und die sprachlichen Bezüge aufgebrochen. Herolds Bilder suggerieren eine Wirklichkeit, die sich aus der unmittelbaren Anschauung und einer vorgestellten Wirklichkeit zusammensetzt. In seinen differenzierten Brechungen werden sanfte Bögen zu planetarischen Wölbungen, Farben zur reinen Materie und der Kaviar zum Zeichen des Vergänglichen und der Kontingenz der Dinge. Die Bilder von Georg Herold werden zu Momentaufnahmen kosmologischer Vorgänge.
Gaby Gappmayr, 2006